Systemisch?

Alle arbeiten neuerdings systemisch. Aber was heißt das überhaupt? Gerne möchte ich dir hier einen Eindruck davon geben, was eine systemische Haltung für mich ausmacht. Damit wir gut zusammenarbeiten können, ist es hilfreich, dass meine Werte und Haltungen dich ansprechen.


Wie ich Menschen in meiner Arbeit begegne

Die systemische Herangehensweise ist für mich nicht nur ein Bündel hilfreicher Methoden. Der Begriff „systemisch“ verkörpert vielmehr ein ganzes Weltbild und bestimmt meine Arbeit von Grund auf.

Ich bin fest davon überzeugt, dass alle Menschen ihre eigene Wahrnehmung der Welt haben. Für meine Arbeit bedeutet das, du bist Expert*in deiner Situation. Ich kann Fragen stellen, mich neugierig zeigen und Hypothesen anbieten – aber was hilfreich ist, entscheidest immer Du.

Gleichzeitig bewegen wir uns in Systemen – unser Umfeld prägt, was wir wahrnehmen und wie wir Dinge bewerten. Vielleicht kennst du das Gefühl, in gewissen Situationen eine ganz andere Person zu sein. Deshalb nimmt die systemische Perspektive nicht nur das Individuum in den Blick, sondern sieht die Menschen in ihren Kontexten.

Eine weitere Hypothese meines Weltbildes: Menschen haben gute Gründe. Ich finde nicht immer gut, was andere tun. Manchmal finde ich auch nicht gut, was ich selbst tue. Statt mich oder andere zu verurteilen, kann ich mich aber fragen: was sind die guten Gründe für das Verhalten? In der Arbeit mit Menschen empfinde ich es als hilfreich, diese guten Gründe in den Blick zu nehmen. Wozu ist es gut, dass du dich so fühlst? Wozu ist es dienlich, dass du dich so verhältst. Probleme sind häufig Lösungen vergangener Probleme und wir haben gute Gründe daran festzuhalten.  

Darüber hinaus arbeite ich gerne ressourcenorientiert. Statt nur die Probleme in den Fokus zu nehmen, will ich wissen: was läuft gut? Was funktioniert? Dabei geht es nicht darum, irgendwas schön zu reden.  Vielmehr will ich anregen, die eigenen Geschichten des Gelingens zu sehen und daraus zu lernen.


Wer ich bin und was mich ausmacht

Ich bin systemische Beraterin, zertifizierte Mediatorin, Wirtschaftspädagogin (B.Sc.) und Volkswirtin (M.Sc.).

Schon während meines Studiums war ich fasziniert von der pluralen Ökonomik – eine Bewegung, die Offenheit und Mehrperspektivität in den Wirtschaftswissenschaften fordert. Ich glaube an den Gewinn von Perspektivwechsel statt an einfache Erklärungen. Ich will wissen, aufgrund welcher Annahmen Menschen zu welchen Schlussfolgerungen kommen. Diese Neugier und Offenheit – den Wunsch über den Tellerrand zu schauen – prägen auch meine heutige Arbeit als Prozessbegleiterin.

Das heißt anything goes? Nein – ein respektvolles Miteinander ist mir sehr wichtig. Ich glaube an die Würde und Gleichheit aller Menschen und finde es essentiell, eigene -ismen wie Rassismus, Sexismus oder andere Diskriminierungsformen zu reflektieren. In meiner Arbeit und meinem Leben strebe ich danach, ständig dazuzulernen und meine Perspektiven zu erweitern.


Konflikte und zwischenmenschliche Interaktion

Zwischenmenschliche Interaktionen sind aus systemischer Perspektive von Zirkularität geprägt. Das bedeutet, dass unser Verhalten sowohl Ursache als auch Wirkung der Handlungen anderer ist. Jeder Beitrag zu einer Interaktion beeinflusst den anderen und wird gleichzeitig davon beeinflusst – ein fortlaufender Kreislauf.

In meiner Arbeit betrachte ich Konflikte deshalb nicht als isolierte Ereignisse, sondern als dynamische Prozesse. Es geht darum, die Muster und Zusammenhänge zu erkennen, die sich in unseren Beziehungen und Interaktionen zeigen. Diese Muster aufzuzeigen, kann ein echter „Gamechanger“ sein. Zum Einen erhalten wir Klarheit und ein gemeinsames Verständnis vom sozialen Miteinander und den daraus entstanden Konflikten. Zum Anderen ermöglicht dieser Blickwinkel, den eigenen Beitrag und die eigene Rolle im Geschehen zu sehen.

Darin steckt für mich das eigentliche Ziel von systemischer Prozessbegleitung: Statt Lähmung und Stillstand kann ich wieder eigene Handlungsmöglichkeiten erkennen und Veränderungen bewirken.